Wärmedämmung oder Wärmespeicherung?

Das  “RWE-Magazin” vom Juni 2007 suggeriert dem Leser:

“Energiespartricks – die Natur macht´s vor”.

Und dann wird  u.a. das Beispiel der Termiten herangeführt, mit der Erläuterung:

“… denn sie richten ihre Bauten so zur Sonne und Windrichtung aus, dass diese ideal belüftet werden und zugleich Sonnenwärme speichern. Nach dem selben Prinzip, wie die Bauwerke dieser Insekten, funktionieren moderne Niedrigenergiehäuser.” !?!?!?

So schreibt es wortwörtlich die RWE Rhein-Ruhr AG!

Es wäre prima, wenn sich die modernen “Wärmedämmverbundsystem-Niedrigenergie-Spar-Pottdicht-Häuser”, hinsichtlich natürlicher Belüftung und Wärmespeicherung daran orientieren würden! Aber ihr Speicherpotential ist meist nahezu 0.

Der Ziegel prägt seit tausenden von Jahren weltweit die Baukultur.

Die Wärmeeigenschaften von konventionellem Ziegelmauerwerk sind so gut, dass die altbewährte Wandkonstruktion ohne zusätzliche aufgebrachte Dämmschicht auf der Außenhaut, auch nach den heutigen Energiespar-Kriterien, bestens auskommt.

Die den Ziegel im besonderen Maße auszeichnende Fähigkeit, Wärme zu speichern, erhöht den Anteil der verwertbaren inneren und äußeren Wärmequellen sowie der durch die Fenster eingestrahlten Sonnenenergie.

Jeder weiß, was alte Massivbauten wirklich leisten: Im Sommer kühl – ohne Kühlenergie, im Winter warm, da energiesparend wärmespeichernd.

Das ist in den windig gebauten “Niedrigenergiehäusern” und “Passivhäusern” ohne großen technischen Aufwand unmöglich. Und doch werden die viel gepriesenen porosierten Leichtbaustoff-Kreationen und andere Mixturen heute von offizieller Seite übervorteilt.

Eine Stellungnahme von Universitätsprofessor Dr.-Ing. habil. P.-M. Weinspach der Uni Dortmund ehem. Ordinarius für Thermische Verfahrenstechnik und Wärme- und Stoffaustausch und Gründer des Fraunhofer Instituts für Umwelt- Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT in Oberhausen sagt aus:

„Gerade alte Bauten mit dicken und schweren Wänden schneiden bei Vergleichen des Energiebedarfs mit  –SEHR GUT–  ab!“

Dennoch wird bis zum heutigen Tag die Wärmespeicherfähigkeit einer Gebäudeaußenwand im Hinblick auf die Energieeffizienz, im Jahresüberblick, kaum einbezogen!

Wieso kann Dämmung KEINE Energie sparen?

Die Energieeinsparungsverordnung (EnEV) stützt sich, bei der Bewertung der Außenhülle von Bauten, auf die Berechnung des Wärmedurchgangskoeffizienten, des so genannten U-Wertes (früher k-Wert). Je mehr Widerstand ein Material gegenüber der Wärmeaufnahme und Wärme-weiterleitung bietet, desto besser!

Diese Rechnerei “zugunsten” des U-Werts geht nur von einer theoretischen Wärme-stromrichtung – von innen nach außen – aus.

Die Speicherkomponenten, wie baustofftypische Wärmekapazität (c) und die daraus resultierende Wärmespeicherfähigkeit (S) bzw. der Wärmespeicherwert (W) werden dabei auf Null reduziert. Das heißt, der daraus abgeleitete U-Wert gilt nur im irrealen, sonnen- und wärmestrahlungs-freien Raum bzw. für speicherlosen Dämmstoff.

Das technische bzw. bauphysikalische Verhalten von massiven Baustoffen – jenseits der Dämmstoff-Euphorie der etablierten Bauphysik – ist damit nicht erfassbar. Die (Labor-) U-Wert Berechnung geht von stationären, nicht wechselnden “klimatischen” Randbedingungen aus, die es aber am Bauwerk niemals gibt.

Bevor der stationäre Zustand erreicht wird, fließt je nach Baustoff sehr unterschiedliche Wärmeenergie in den Probekörper, bei Dämmstoff fast nichts, bei speicherfähigem Massivstoff unheimlich viel. Je nachdem muss dann im stationären Messzustand mehr oder weniger Wärme zugeführt werden, um den so genannten Wärmeverlust auszugleichen.

Man vergleicht sozusagen den Abfluss aus einem langsam aufgespeicherten Stausee mit einem Schnapsglas. Der grundsätzliche Unterschied zwischen speicherlosen und speicher-fähigen Stoffen wird folglich unterschlagen. Eine Mittelwertannahme über 3 Wochen, wie häufig als Gültigkeitsbeweis solcher Fiktionen angeführt wird, vermag zwar “rechnerisch” die Unterschiede zwischen Tag und Nacht auszugleichen, nicht jedoch die tägliche Wirklichkeit am Bau.

Im Labor nimmt man demzufolge dem guten Speicherbaustoff jegliche Chance, sich wie in der Realität mit der täglichen Wärmestrahlung der Sonne und aus der Umgebung – selbst-verständlich auch an Nordfassaden – kostenlos aufzuladen und damit den Heizbedarf zu vermindern.

Fazit: Nur massive Baustoffe können den Wärmeabfluss minimieren.

Der U-Wert gilt nur für speicherlose Konstruktionen, dort vermag Dämmung schon etwas zu dämmen. Doch zu welchem Preis? Je mehr Dämmung, desto eher Wärmebrücken, Kondens-feuchte und Schimmel (und Sommerhitze), das wiederum macht umso mehr Lüftung erforderlich!

Umso mehr Lüftung, desto mehr Wärmeverlust.

Und wie steht es dann um die eingesparte Energie?

Aber ohne erhöhte Lüftung entsteht:

Allergie und Asthma  ►  Bauschäden  ►  Sondermüll  ►  Kosten! – ein Teufelskreis!

Hinzu kommt, dass die Dämmstoffindustrie und Baufachleute gern suggerieren, für Außenwände und Dächer nur U-Werte von möglichst weit unter 0,2 W/m² bzw. Dämmstoffstärken von 40 cm und mehr einzuplanen, um den Heizenergiebedarf auf Niedrigenergiehausniveau senken zu können. Dabei wird offensichtlich übersehen, dass die Außenwände bzw. das Dach an den gesamten Heizenergieverlusten mit lediglich ca. 10 – 20%, also insgesamt mit ca. 20 – 40% beteiligt sind. Allein deshalb wird klar, dass eine so genannte “Superdämmung“ im Verhältnis zum konstruktiven und finanziellen Aufwand wenig bringt.

Bei dicken Dämmungen bzw. kleinen U-Werten wird die Effektivität des Dämmstoffes immer geringer und schrumpft bei einer “Superdämmung“ fast auf Null. Ein großer Aufwand führt zu keinen nennenswerten zusätzlichen Verbesserungen.

Die Baubranche hat es auch mit der Erfindung der porosiertem Ziegel offenbar trefflich verstanden, bei allen allzu vertrauensseligen Laien und gläubigen Experten die Wahnidee zu erzeugen, damit eine ideale Kombination zwischen Wärme-Dämmen und Wärme-Speichern gefunden zu haben und sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.

Der degenerierte Ziegel – dank unendlicher Löcherung ein bautechnisches Weichei – kommt dann mangels Verständnis für den Wärmetransport zum Einsatz. Aber auch Wärme fließt.

Der Luftikus heizt sich, z.B. unter dem Einfluss von Konvektionswärme und auch durch Wärmestrahlung, mangels Dichte viel schneller auf als die übrigen massiveren Bauteile. Beton und Mörtel bleiben bei Aufheizvorgängen immer etwas kühler, aber kühlen zum Ausgleich dann nach dem Stopp der Heizung weniger schnell aus. Die ständig unterschiedlichen Oberflächentemp-eraturen fördern wiederum Rissbildung, Staubablagerungen, Kondensat und weiterreichende Schäden. Da hilft auch eine zusätzliche äußere Wärmedämmung nicht! Von der Schalldämmung ganz zu schweigen.

Als ob man Staudämme aus Porenschwämmen bauen könnte! Aber der fiktive U-Wert, der in der Praxis nicht existiert bzw. keine Bedeutung hat, ist bei den “porenlochisierten” Steinen besser.

Mit den guten alten speicher- und dämmfähigen Ziegelwänden wäre, energetisch gesehen, mehr zu erreichen, auch preiswerter und dauerhaft – und ohne die bösen Folgen.

Ab 36,5 cm Wandstärke mit 1800er Mauerziegeln aufwärts. Bei Dachflächen verbessern Holzfaserplatten die Wärmedämpfungs- und Speichereigenschaften. Ohne Porenbaustoffe, High-Tech-Fenster und ohne sommerlichen Hitzestau!

Ziegel, Kalk und Holz sind eben Vorteilsbaustoffe, nicht nur was Heimeligkeit betrifft, sondern auch Energiesparen, Dauerstabilitität, Feuchtehaushalt, Raumklima, Thermostabilität und Temperaturausgleich.